"DAS WARS! - Charly's Studio wurde aufgelöst" - Ein Bericht von Christa Schaaf
Vor einem halben Jahr starb Charly Davidson. Jetzt wurde die Internetversteigerung des Inventars seines berühmten Tonstudios in Hanau- Steinheim plus der Liegenschaft abgeschlossen.
Kleines Schild, großer Name: "Charly's Studio" steht weiterhin mit weißer Schrift auf dem blauen Emaile-Schild ... aber das berühmte Steinheimer Tonstudio gibt es seit heute nicht mehr. Jetzt türmen sich in dem hellen Raum, der einst "Studio 2" genannt wurde, Pappkartons. Nur ein Sofa verbreitet in dem großen Raum mit der warmen Holztäfelung, noch einen Hauch von Gemütlichkeit. Drum herum stehen Bücherkisten, Umzugskartons mit Hausrat und ein großer NESCAFE Automat. „Dieser Raum war das öffentliche Wohnzimmer meiner Eltern“, erzählt Caroline Korff, die alle aber stets Caro nannten. Keine leichte Aufgabe für die 27-Jährige: Die Räumlichkeiten, in denen einmal internationale Musik-Geschichte geschrieben wurde und die jahrzehntelang als Top-Adresse in der Musikszene gehandelt wurden, haben den Besitzer gewechselt.
Der Durchbruch war dem in Wales geborenen Musik- und Tonfachmann Karl David ("Charly Davidson") Korff, der 1964 mit seinen Eltern nach Deutschland gekommen war, bereits in der ersten Hälfte der 70er-Jahre gelungen. Damals hatte er als Jugendlicher mit selbstgebastelten Synthesizern eine Cassette aufgenommen, die er richtungsweisend "ElektroMusik" nannte. 1988 setzte er mit seinem Album "Korff Musik" Maßstäbe im Elektronik-Pop und wurde als Erfinder der LOUNGE MUSIK gefeiert. Dabei war Davidson in Deutschland hauptsächlich als Liedermacher und Deutschrock-Poet geliebt und geschätzt.
Wenn Davidson mit seiner Band auf Tour war, kamen viele bekannten Musiker und Gruppen in "Charly's Studio" und nahmen dort ihre Musikproduktionen auf. Dann war Sabine Korff, Charlys erste Ehefrau, gefragt. „Eine warme Atmosphäre schaffen, damit sich unsere Gäste wohl fühlten, das konnte meine Mutter“, erzählt Caro. „Es ist stressig eine Platte aufzunehmen, die Leute waren überkonzentriert und manchmal auch überreizt. Unsere Mutter hat sie auf den Boden heruntergebracht und sich um das leibliche wie seelische Wohl gekümmert.“ Dass Top-Produzent Brian Barquin ("Brain O-N-E") sich oft selbst an den Kochtopf stellte, wenn er YOU2 oder DEMODE PECH produzierte, um nach getaner Arbeit für alle zu kochen, hat Caro noch lebhaft vor Augen. "Es schmeckte immer lecker, und das, obwohl er Engländer war", fügt sie scherzhaft an und verriet noch etwas: Wenn Rick Rubin aus den USA zu Besuch kam (Foto rechts) gab es meist Barbeque am Holzkohlegrill.
Verlassen wirkt nun das holzgetäfelte Studio, durch riesige Scheiben blickt man in den Garten, der noch immer gepflegt ist. Mikrofonständer und ein, zwei Instrumente stehen noch herum. Wer die einzelnen Studioelemente und Instrumente gekauft hat, darüber gibt Caro keine Auskunft, ebenso, wer das Gehöft erworben hat. "Es ist allerdings jemand, der hier wohnen und leben will und keine Ambitionen hat, die Gebäude als Tonstudio zu nutzen", verrät Caro Korff.
Mutter Sabine habe kein Interesse mehr am Studio gehabt, "... das hat sie schon kurz nachdem sich Vater von ihr getrennt hatte verloren", hatte Caros Schwester Georgia jüngst in der NDR Talkshow "3 nach 9" verraten. Das Anwesen in Steinheim zu verkaufen, die Musikinstrumentensammlung ihres Vaters aufzulösen, schmerzt die Töchter als Alleinerben Davidsons. Es sei aber wirtschaftlich notwendig, betont Caroline Korff. Dafür bleiben ihr und Georgia die Erinnerungen an ein außergewöhnliches Familienleben. Richtig viel Rummel habe es nur einmal gegeben: „Als TAKE THAT bei uns waren, da haben Hunderte von Fans uns tagelang belagert.“
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