Mittwoch, 22. Dezember 2010

Mittwoch, der 22. Dezember 2010

In Charlys Bloggbuch werden ab Januar 2009 regelmäßig Texte und Songtexte von ihm veröffentlicht. Heute ist es:

MAGST DU MICH DENN NICHT MEHR?

Du warst Kellnerin in einer Cocktail-Bar
als ich dich traf
Ich holte dich da raus und nahm dich bei mir auf
machte was aus dir
Fünf Jahre später hast du es endlich geschafft
Der Erfolg fliegt dir nur so zu
Aber vergiss nicht, wem du's zu verdanken hast
Ich kann auch anders, wenn ich will

Magst du mich denn nicht mehr
Ich versteh' nicht dass du sagst, unsere Zeiten war'n so schön
Magst du mich denn nicht mehr
Ich versteh nicht, dasss du sagt, jetzt ist die Zeit zu gehen
Dazu ist es nun zu spät
Hast du dir das gut überlegt
Am Ende werden wir beide das bereuen

Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?

Ich war Kellnerin in einer Cocktail-Bar
Das ist wohl wahr
Doch ich wusste, da muss ich und da komm ich auch raus
Mit dir hatte das nichts zu tun
Fünf Jahre lang hab ich mit dir verbracht
Und ich lieb dich immer noch
Aber nun ist es Zeit auf eignen Füßen zu steh'n
Ich kann auch anders, wenn ich will

Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?

Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?

Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?
Magst du mich denn nicht mehr? Magst du mich denn nicht mehr?

[Musik: Oakey/Callis/Wright "Don't You Want Me", Text: Charly Davidson, Verlag: worte&musik © 1984]

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Mittwoch, der 08. Dezember 2010

In der Verwaltungsfachhochschule stand "Prüfungsvorbereitung" im Lehrplan, eine Klausur in Haushalts- und Finanzwesenwesen sollte noch vor Weihnachten geschrieben werden. Doch das war am Morgen des 9. Dezember 1980 vergessen und es gab in den Seminarräumen nur ein Thema: "John Lennon ist tot! - Erschossen in New York von einem irren Fan."

Der in Liverpool geborene Lennon hat zusammen mit den anderen Beatles die westliche Musikkultur nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt wie neben ihm nur Elvis Presley oder Bob Dylan. Und so standen wir, wie Millionen von Menschen weltweit, unter Schock, als er vor 30 Jahren brutal aus dem Leben gerissen wurde. Seine kurz zuvor erschienene Single "(Just like) Starting Over" aus dem Album "Double Fantasy", das kurz vor seinem Tod von den Kritikern arg geschmäht worden war, schoss kurz danach in vielen Ländern an die Spitze der Charts.

Doch so groß die Trauer um den Menschen und die Figur John Lennon damals war, so wenig schien sich für uns sein Tod auf die Entwicklung der Popmusik auszuwirken. Denn Lennons beste Jahre lagen 1980 schon lange zurück. Die musikalische Entwicklung war schon längst beim Punk und in der Elektromusik angekommen. Der damals "jungen Generation" hatte ein alter Sack wie Lennon nichts Wesentliches mehr zu sagen. Sein Einfluss - so dachte auch ich - habe sich auf die große Zeit der 60er Jahre beschränkt und war in den 70ern nur noch kurz einmal aufgeflammt. Gut: mit den Beatles hatte er schon die Musikwelt revolutioniert und die Blaupause für die Musik der kommenden 70er geschaffen. Aber das war es dann auch gewesen. - Hatte ich damals recht?

Drei Jahrzehnte (und viele persönliche Erfahrungen später) muss ich / muss man anerkennen:

1.) John und seine (Silver-)Beatles haben dafür gesorgt, dass die Rock- und Popmusik erwachsen wurde. So wie die einst jugendlichen Fans älter wurden, so wurde auch "ihre" Musik reifer. Drehten sich die Songtexte im Rock'n'Roll und bei den frühen Beatles fast ausschließlich um die Liebe und die mir ihr verbundenen Probleme, so hat John Lennon mit dazu beigetragen, dass anspruchsvollere Themen besungen wurden. Und Lennon hatte auch seinen Anteil daran, dass die populäre Musik politischer wurde.

2.) Lennon veränderte die musikalischen Ebenen des Zuhörers. Ganz pragmatisch von "Love ME do" und "I want to hold YOUR Hand" zu "SHE Loves you", "YOU'VE got to Hide YOUR love away" und "All YOU need is Love". Das verschob die Botschaft als Aufgabe/Empfindung direkt an die Fans, die sich plötzlich nicht nur wiedererkannten sondern sogar angesprochen fühlten, etwas zu tun. Vielleicht ist selbst das "Yes WE can" von Obama auf Lennons Schaffen zurückzuführen.

3.) Wenn man Bob Dylan das Verdienst zugeschreiben möchte, die populäre Musik für ernsthafte, politische Themen geöffnet zu haben, so war es wohl vor allem John Lennon, der den Menschen mit all seinen Empfindungen, Ängsten, Zweifeln und Hoffnungen in die Musik einbrachte. In seinen Solowerken ging Lennon so weit, schonungs- und bedingungslos seine privaten Abgründe und Träume offen zu legen: "Cold Turkey", "Mother", "I am the Walruss" oder "Imagine" zeigen dies und zeigen vor allem einen offen leidenen Künstler auf der Psychiater-Couch, der die ganze Welt daran teilhaben lässt.

Diese drei Punkte waren Lennons Verdienst um die Musikwelt, prägten für Jahrzehnte die Musikszene: Bands wie U2, Coldplay oder Oasis verzichteten auf Macho-Gesten a la Led Zeppelin oder The Who und stellten stattdessen ihr Leiden an der Welt offen zur Schau, machten das Private politisch

Wegweisend und bis heute "trendy" war aber auch die Art, wie John Lennon nach seiner schicksalshaften Begegnung mit Yoko Ono sein Privatleben öffentlich zur Schau stellte. Nach seiner Hochzeit mit ihr empfing das Paar 1969 die Weltpresse im Doppelbett. John und Yoko gab es bald nur noch im Doppelpack wie Christo und Jeanne-Claude. Zwei Menschen wurden zum Promi-Paar und verknüpften ihr allerprivatestes Glück mit politischen Missionen: "Woman is the Nigger of the World", "War is over, if you want it". Ebenso modern (weil zuvor noch nie so hautnah miterlebbar) war es dann, wie Lennon 1973 bis 1975 die Trennung von Yoko Ono vor den gierig-interessierten Augen der Weltöffentlichkeit zelebrierte. Gemeinsam mit seinem Freund Haerry Nilsson unternahm Lennon in seinem "Lost Weekend", wie er diese wilde Zeit taufte, Sauftouren durch das nächtliche Los Angeles und überlies es den Klatschblättern, sämtliche Ausraster zu dokumentieren. Hier wurde des Ex-Beatles' Verhalten zu einer Blaupause für peinliche Prominente der Neuzeit von Paris Hilton bis Mel Gibson.

Fünf Jahre vor seinem Tod gab Lennon schließlich das Posing auf, kehrte von seiner neuen Flamme und Privatsekräterin May Pang reumütig in Yoko Onos Ehebett zurück und präsentierte sich von Stund an als fragiler, verletzlicher Mann. Wie modern er da wieder war, zeigte sich erst aus heutiger Sicht: John Lennon hängte 1975 seine Musikkarriere an den Nagel, um sich ganz seinem Sohn Sean zu widmen, überlies die "Geschäfte" Ehefrau Yoko Ono und war damit wieder gesellschaftliche Avantgarde. Auch das Comeback-Album "Double Fantasy", kurz vor seiner Ermordung erschienen, war, ohne dass es hierbei eines Drucks von Yoko bedurft hatte, eine paritätische Arbeit: jeder der beiden Ehepartner steuerte die Hälfte der Songs bei.

John Lennon ist ohne Zweifel seit drei Jahrzehnten physisch tot, lebt aber in unserer heutigen Musik und Gesellschaft weiter.

Rainer W. Sauer

Sonntag, 28. November 2010

Sonntag, der 28. November 2010

VOR GENAU ZWEI JAHREN HIER IN DIESEM BLOG.

28.11.2008 - 9 Uhr 05:


Hallo Ihr da unten, der Countdown läuft. Nur noch wenige Stunden und dann starte ich. Ab 14 Uhr sinkt die Regenwahrscheinlichkeit auf 0 % und dann gibt es für mich kein Halten mehr.




Als Appetithäppchen habe ich hier für Euch fünf Fotos vom Testflug am Mitwoch. Was die Flugroute angeht, da halten wir uns ein wenig bedeckt, weil die Behörden das natürlich vorher gerne wüssten und uns dann ggf. ein Flugverbot ereilen würde und das wollen wir ja nicht.

Also ... bis die Tage.

Euer ChD











28.11.2008 - 19 Uhr 00:





















28.11.2008 - 23 Uhr 53:

LEIDER MÜSSEN WIR DIE JÜNGSTEN MELDUNGEN ÜBER CHARLY DAVIDSON BESTÄTIGEN. NACH DEN UNS BISHER VORLIEGENDEN BERICHTEN AUS LA GOMERA IST CHARLY HEUTE AM SPÄTEN NACHMITTAG MIT SEINEM GLEITSCHIRM (UND DAMIT, ANDERS ALS VON SPIEGEL ONLINE VERMELDET, NICHT MIT EINEM FLUGZEUG) BEI DEM VERSUCH, DIE INSEL LA GOMERA AN IHRER KÜSTE ZU UMRUNDEN, VERUNGLÜCKT. AUS WELCHEN GRÜNDEN ODER AUFGRUND WELCHER UMSTÄNDE ER INS MEER STÜRZTE, IST DERZEIT REINE SPEKULATION.

DIE SOFORT EINGELEITETEN RETTUNGSEINSÄTZE HABEN BIS ZUM EINBRECHEN DER DUNKELHEIT KEINERLEI ERGEBNISSE ERBRACHT. CHARLY HATTE ZU SEINER RETTUNG SOWOHL EINEN RETTUNGSFALLSCHIRM ALS AUCH EINE SCHWIMMWESTE ZUR VERFÜGUNG, SO DASS WIR WEITERHIN SELBSTVERSTÄNDLICH DAVON AUSGEHEN, DASS ER GERETTET WERDEN KANN UND BEI DEN UNFALL NICHT SEIN LEBEN VERLOREN HAT.

WIR HOFFEN MIT ALL SEINEN FREUNDEN UND FANS UND SETZEN ALL UNSERE HOFFNUNG AUF DIE AM FRÜHEN MORGEN WEITERGEHENDEN SUCH- UND RETTUNGSEINSÄTZE.


SEIN MANAGEMENT

GEZ. BERND KASTLER

Samstag, 27. November 2010

Samstag, der 27. November 2010

VOR GENAU ZWEI JAHREN HIER IN DIESEM BLOG:

Testflug ...

Gestern nachmittag war ich wieder fliegen. Dank der grossen Labilität war es
super. Weil die Prognose auf sich verstärkenden SO-Wind lautete und ich eine sich immer verstärkende Linie auf dem Meer sah, habe ich den Flug nach gut 1 1/2 Stunden abgebrochen. Es war gut thermisch und ich konnte, einmal an der Klippe angelangt, wieder zum Hügel hoch in 1100 m aufdrehen. Letzte Nacht kam der SO-Wind, verspätet aber umso brutaler, durch. Es hat noch einmal kurz geregnet, vielleicht 5 mm. Das Wetter ist heute morgen allerdings erstaunlich gut. Wer hätte das gestern Abend gedacht. Da haben wir uns entschlossen, Freitag zu fliegen. Jetzt soll es morgen nieseln. Das ist natürlich nicht so schön. Aber es wird schon klappen und abbrechen kann ich ja immer noch. Momentan sitze ich auf derTerrasse, schaue auf das Meer runter und das Bild verändert sich laufend.

Donnerstag, 25. November 2010

Donnerstag, der 25. November 2010

In Charlys Bloggbuch werden ab Januar 2009 regelmäßig Texte und Songtexte von ihm veröffentlicht. Heute ist es:

DER DUFT VON LUFTSCHLÖSSERN

Ein ganzes Volk wurde ausgesandt
um den Willen eines Einzigen zu erfüllen.
Sein Anspruch war ganz einfach
und er sprach ihn stets laut aus:
"Weil ich der Auserwählte bin."

In seinem Namen durften sie töten
oder wurden für ihn umgebracht.
Obwohl viele Menschen an ihn glauben
gab es welche, die wussten, dass er log -
obwohl sein Volk ihm treu huldigte
sahen manche doch, wie er alle betrog
und sie zogen trotzdem in die Schlacht.

Doch auf den höchsten Gipfel der Welt
floh einer, von Angst erfüllt
und flehte dort den Allmächtigen an:
"Bitte sei Du es, der mich umhüllt,
der mir Ehrfurcht gibt und Stärke
den Menschen beizustehn
und vor allem die Überzeugungskraft
gegen Unterdrücker aufzustehn."

Da sprach Gott zu ihm:
"Sag ihnen, Du seist der Eine,
der gekommen ist um sie zu retten.
Sag ihnen, nur mit dir
werden sie am Ende siegen."

Und so ging dieser Mensch den Berg hinab
und scharte viele Menschen um sich
und sie folgten ihm alle treu
und sie taten, was er ihnen befahl.

In seinem Namen durften sie töten
oder wurden für ihn umgebracht.
Obwohl viele Menschen an ihn glauben
gab es welche, die wussten, dass er log -
obwohl sein Volk ihm treu huldigte
sahen manche doch, wie er alle betrog

und sie zogen trotzdem in die Schlacht.

Doch auf den höchsten Gipfel der Welt
floh einer, von Angst erfüllt
und flehte dort den Allmächtigen an:
"Bitte sei Du es, der mich umhüllt,
der mir Ehrfurcht gibt und Stärke
den Menschen beizustehn
und vor allem die Überzeugungskraft
gegen Unterdrücker aufzustehn."

Da sprach Gott zu ihm:
"Sag ihnen, Du seist der Eine,
der gekommen ist um sie zu retten.
Sag ihnen, nur mit dir
werden sie am Ende siegen."

Doch er antwortete Gott:
"Nein, nein, so kann das nicht weitergehen.
Du gibst mir all das, wovor ich floh -
das macht keinen Sinn."

Und so ging jener den Berg hinab
und sprach dabei zu Gott:
"Du lässt uns keine Wahl
Entweder Du führst die Menschen zur Herrlichkeit
oder in den Tod -
etwas anderes gibt es nicht in Deinem Universum.
Nur die Herrlichkeit und den Tod
Und wer das eine will bekommt stets das andere.

Nichts zu wollen
und nichts anzunehmen
ist das Ziel,
das die Menschen brauchen
ist die Hoffnung,
die ihnen fehlt."

Und während er zu Gott redete
wendete der sich von ihm ab,
weil Gott wusste,
dass jener Mensch es ernst meinte
das, was er sprach.
Er erkannte es an den Worten
und an der Überraschung jenes Menschen
als sich dieser langsam in Luft auflöste
wie eine Seifenblase
an einem hellen Sommermorgen
von der nichts weiter übrig blieb
als der Duft von zehntausend Luftschlössern.

[Text: Charly Davidson, Verlag: worte&musik © 1980]

Mittwoch, 24. November 2010

Mittwoch, der 24. November 2010

VOR GENAU ZWEI JAHREN HIER IN DIESEM BLOG:

Hallo Ihr da unten,

in einem Monat ist Heilig Abend und was da unter den Baum gehört, das ist doch wohl keine Frage. Ich bin jetzt schon aklimatisiert auf LaGo und habe gestern den ersten Testflug absolviert: Alles bestens! Am Donnerstag oder Freitag steigt dann der große Flug ... von was ich da erzähle? Hatte ich es Euch vor Jahren nicht schon gesagt: Eines Tages werde ich den Überflug wagen. Lasst Euch überraschen. Und keine Angst, ich habe seit Monaten trainiert und bin topfit. Bis in die Fußspitzen. Hier noch zwei LaGo Pix für Euch und die Webcam, über die Ihr meinen Flug verfolgen könnt.

Euer ChD

Montag, 22. November 2010

Montag, der 22. November 2010

VOR 17 JAHREN:

DAS FOLGENDE ESSAY SCHRIEB CHARLY DAVIDSON 1993 ANLÄSSLICH DES SILBER- JUBILÄUMS DES WEISSEN BEATLES-ALBUMS, WELCHES AM 22. NOVEMBER 1968 ERSCHIENEN WAR:
















„All right ... all right ... all right ... all right ... all right ...“, grölt Boggi den Polizisten entgegen. Keine Ahnung warum, aber so, wie er das über die Barrikade schreit, klingt es gut: „Don't you know it's gonna be ... all right ... all right ... all right!". Es ist Ende 1978 und wir demonstrieren in Frankfurt am Main vor einer Druckerei, um die Auslieferung der BILD-Zeitung zu verhindern, die wieder einmal tendentiell falsch über Hausbesetzer in Bockenheim geschrieben hatte oder schreiben wollte. Boggi und Bockenheim, das passt, und Boggi ist vielleicht deshalb der Lauteste und Verrückteste von uns. Wir, das sind die Mitglieder der Politrockband FLIESSBAND. Von der Demo hatten wir im selbstverwalteten Fechenheimer JuZ erfahren und so wir standen nun dort mit vielen Anderen vor der Ausfahrt, allerlei Sperrmüllgerümpel lag herum und ein Bauwagen von einer nahen Baustelle wurde hin und her geschaukelt. „All right ... all right ... all right ... all right ... all right ...“, singt unser Bassist Boggi in Richtung Polizisten.


Es sind Textbrocken aus dem Beatles-Song „Revolution“ - warum als Schlachtruf, das weiß Boggi wohl selbst nicht so genau in dieser Absurdität einer Demo mit Happening-Charakter zehn Jahre nach 1968. Als berittene Polizei in die Menge galoppiert, stürmt die in Panik auseinander. Unsere Karriere als Hobby-Revolutionäre war damit gleich wieder beendet, die geballte Faust in der Hosentasche blieb bei mir allerdings zurück. Und die akustische Erinnerung an jene wilden Demo-Tage, wobei in meinem Kopf kein einziger Satz der damaligen Prä-Grünen Bewegung aus 'Anti-Atomkraft'-, 'Keine Starbahn West'- oder 'Rock gegen Strauß'-Bewegung hängen blieb - nur das Rückkopplungspfeifen der Megaphone und Boggis „All right“, entnommen einem Klangereignis, das ebenfalls zehn Jahre zuvor die Welt eroberte und veränderte, ein weißes Musikwunder von John, Paul, George und Ringo mit dem schlichten Titel "The Beatles". Mag sein, daß andere Bands oder Interpreten vor fünfundzwanzig Jahren, als ich anfing, mich bewusst für Musik zu interessieren, radikaler, pointierter, konsequenter waren: STEPPENWOLF, Hendrix, die STONES. Aber es waren aus meiner Sicht die BEATLES, die den Zeitgeist von 1968 musikalisch trafen und konservierten, wie sonst niemand.

Von Juni bis Oktober arbeiteten sie an den Songs ihres Doppelalbums, das - wie mir später meine BEATLES-Bibel von Hans Rombeck und Wolfgang Neumann verriert - am 22. November 1968 erschien und voller magischer Momente ist. Ausgerechnet an dem Tag, als sowjetische Panzer in der Tschechoslowakei einrollten (und ich mit meinen Eltern am Kahler See war), nahmen die Vier im Studio 2 der Abbey Road ihr witzig gemeintes Back In The USSR auf. Bei Lennons sanfter Revolution“ (der, die Boggi unters Volk schrie; nicht die hate der B-Seite von Hey Jude) schien es mir, als wenn Schiffe bei einer begeisterten Hafeneinfahrt ihre Nebelhörner klingen lassen würden; da war John Winston seiner Zeit schon zehn Jahre voraus. Mit allen Songs auf diesem Album verbinde ich etwas: in meinem ersten LiveImRadio-Date unterhielt ich mich 1977 mit Henning Vensks über (na klar!) einen Song aus dem weißen Album und zwar die „Piggies“. Ich erkärte den Menschen an den Radios, daß damit keine Tiere sondern Menschen gemeint seien. Damit nahm George seinem Macca auch nicht den tierischen Effekt des federleichtem Blackbird singing in the Dead of Night“, was er auch nicht brauchte, da er sich ja kurz vor dem Ende von Seite 1 bereist etwas außerordentliches geleistet hatte: die erste Gitarre, die wirklich weinen konnte vorzustellen, und die dies - wie mir ebenfalls meine BEATLES-Bibel verriert - dank Eric Clapton auch wirklich tat.

Natürlich hatte ich 1968 bereits Album-Fragmente wie „Ob-La-Di, Ob-La-Da“ und die „Lady Madonna“ bewusst gehört, genauso wie ich mich noch genau daran zurückerinnere, 1965 auf dem Schulweg aus dem Fenster eine Kneipe „Can’t Buy Me Love“ gehört zu haben. Und 1969 laß ich im STERN davon, daß Charles Milles Manson seine Massaker mit dem Hinweis auf den BEATLES Song „Helter Skelter“ begründet hatte. Aber das komplette Doppelalbum hörte ich erst 1973, also fünf Jahre später, als ich mir es aus der Stadtbücherei leihen konnte. Was war das für ein Erlebnis: Ich hörte zum allerersten Mal „Good Bye“ (das ich später selbst ins Deutsche gecovered habe), „Rocky Racoon“, „Bungalo Bill“, „Why Don't We Do It In The Road“, „Birthday“, „Cry Baby Cry“, plus all die anderen Songs, die ich schon genannt habe (oder die man unten noch einmal nachlesen kann) sowie ... noch immer bekomme ich Gänsehaut, wenn ich daran denke ... „Number Nine, Number Nine, Number Nine, Number Nine ...“. Immer leiser werdend, um dann wieder als Hintergrundklang aus dem Chaos eines absurden, experimentellen Musiktheaters anzuschwillen: „... Number Nine, Number Nine, Number Nine, Number Nine“. Das toppte damals locker meine bisherigen Highlights in dieser Richtung, nämlich Klangelebnisse aus der Zappa-Welt und daran kommt auch das viele Jahre später entstanden Intro der Fools Ouvertrure von SUPERTRAMP (das es ohne Number Nine“ so wohl auch nie gegeben hätte) heran. Noch heute ist es ein Erlebnis, wenn ich den Titel anhöre und ich darf behaupten, daß er auch mich so beeindruckt hat, daß ich mir in meiner Electronic-Folk-Zeit in den späten Siebzigern gerne ähnlich geartete Klangcollagen ausdachte.

Doch zurück zum Thema: Das Lebensgefühl dieses turbulent-schillernden Jahres 1968 knistert in jeder einzelnen Rille dieses phänomenalen Albums, das ein musikalisches Kaeidoskop ist, von all dem, was die Kultur der jungen Menschen damals prägte. Und noch heute schüttele ich fasziniert den Kopf ob dieser widerspenstigen Mixtour aus zeitlosen Klassikern und grandios hingerotzten Songs voller Ehrlichkeit: „I'm So Tired“, das kann man nicht empfinden, das ist man. Und es ist zugleich ein unvergleichlicher Abgesang auf den 'Summer Of Love' und die darauf folgende Protest-Kultur. Was sich auch an Boggi manifestierte. Er gab kurz nach der Demo den abstrakten Don't you know it's gonna be ... all right ... all right ... all right!-Schlachtruf auf und widmete sich seiner Freundin Biggi, weshalb er danach oft zu spät und zudem aufgelaugt zur Probe kam. Auf unsere Bitten, das doch zukünftig nicht wieder zu machen, sagte Boggi nur grinsend: Happiness is a warm Gun“.

1. Platte, A-Seite: "Back In The U.S.S.R." / "Dear Prudence" /"Glass Onion" / "Ob-La-Di, Ob-La-Da" / "Wild Honey Pie" / "The Continuing Story Of Bungalow Bill" / "While My Guitar Gently Weeps" / "Happiness Is A Warm Gun"
1. Platte, B-Seite: "Martha My Dear" / "I'm So Tired" / "Blackbird" / "Piggies" / "Rocky Raccoon" / "Don't Pass Me By" / "Why Don't We Do It In The Road?" / "I Will" / "Julia"

2. Platte, A-Seite: "Birthday" / "Yer Blues" / "Mother Nature's Son" / "Everybody's Got Something To Hide Except Me And My Monkey" / "Sexy Sadie" / "Helter Skelter" / "Long, Long, Long"
2. Platte, B-Seite: "Revolution" / "Honey Pie" / "Savoy Truffle" / "Cry Baby Cry" / "Revolution # 9" / "Good Night"

THE BEATLES (1968, DoLP): 12 von 5 Sternen ************


(Bitte nicht als CD kaufen; die Magie entfaltet sich nur bei einem Vinyl-Exemplar!)

EUER CHARLY

Mittwoch, 10. November 2010

Mittwoch, der 10. November 2010

Hier findet man den Auszug aus einer Charly Davidsons Kolumne im "STERN" vom 10. November 1997 anlässlich des 65. Geburtstages von Gunter Sachs:

Als ich ein Jugendlicher war, gab es für mich nur ein einziges deutsches Symbol vermeintlichen Lasters: Gunter Sachs. Dieser Mann hielt sich immer dort aus, wo tags die Sonne schien und abends lasterhafte Partys gefeiert wurden. Und damit dieses Leben auch so angenehm wie möglich stattfinden konnte, liefen ihm die Frauen irgendwie automatisch zu, während mir die Mädchen immer von feindlichen Kräften ausgespannt wurden. Dazu hatte der Kerl, im Gegensatz zu mir, soviel Taschengeld, wie er nur wollte. Dagobert Duck war aus meine damaligen Sicht ein armer Geikragen, während der Playboy Gunter Sachs mit seinem geld nur so um sich werfen konnte.

Dass die Dreigangschaltung meines Fahrrades seinen Namen trug, war nur eine Erklärung dafür, woher dieses Geld kam. Trotzdem hätte ich ihn als Idol spätestens in dem Moment fallen gelassen, in dem seine Heirat mit der schrulligen Tochter eines Wirtschaftskonzern oder einer Adelsdynastie vermeldet worden wäre. Doch wen hatte der Mann auserwählt? Es war Brigitte Bardot. Und die erst den Franzosen auszuspannen und dann zu ehelichen, war eine Meisterleistung, eines wahren Playboys würdig und aller Ehren wert.

Als ich ihn Mitte der 80er-Jahre in Münschen kennenlernen durfte, war ich natürlich aufgeregt. Was ich in München so machen würde, fragte er mich. Ich sei wegen eines Auftritts hier, antwortete ich. Wie die Verpflegung sei, Backstage fragte er mich. Ich sagte: na,ja, es geht so. Da legte er seinen Arm um meine Schulter und sagte: Wenn Du willst, dann lade ich Dich heute Nacht zum essen ein. Ich glaube, dass ich nie zuvor einen Auftritt so früh beendet hatte, wie an diesem Abend in München. Und wor er mich zum Essen hinbrachte war unglaublich. Mit dem Helicopter ging es in die Schweiz, über die Grenze. Die Zollbeamten winkten uns einfach so durch, es war unglaublich. Und mit der Limousine ging es in das beste restaurant in Gsstad. Seitdem wir befreundet und diese Freundschaft hat er meine Lebensauffassung in ganz unterschiedlichen Bereichen inspiriert.

Als gedämpft revolutionärer Politrocksänger, der ich einst war, waren mir bis dato wohlhabende Menschen so lange suspekt, bis ich selber einer wurde. Bevor ich Gunter kennenlernte, kriegte ich Vermögen und Anstand irgendwie nicht in eine Reihe. Armut und Maßlosigkeit schon gar nicht. Obwohl ich in schon in einigen seiner Häuser zu Gast gewesen bin, weiß ich immer noch nicht genau, wie viele Häuser Gunter Sachs besitzt, aber auf jeden Fall habe ich schon an die hundert Kühlschränke in seinen Häusern geöffnet. Normal ist das nicht, aber ich habe in den gut zehn Jahren, in denen ich Gunter kenne, keine einzige Geste der Überheblichkeit in ihm bemerkt. im Gegenteil. Was dieser Mann für wohltätige Zwecke geleitet hat, ohne hierüber in der Öffentlichkeit oder vor der Presse je eine Wort zu verlieren, ist unglaublich. Sein philanthropischer Einsatz für medizinische Forschung ist allein den Instituten bekannt, die im Interesse der Allgemeinheit davon profitieren.

Die arrogante “Ich hab’s ja”-Mentalität ist ihm ebenso fremd wie ein Macho-Verhalten, mit dem ich fest gerechnet hatte, weil sein Ruf ihn eigentlich darauf verpflichtet hätte. Sachs funktioniert anders. Ein Möchtegern-Playboy schnippt mit dem Finger, wenn’s um Frauen geht, Gunter verneigt sich vor ihnen, macht ihnen Geschenke. Ich habe in unseren Gesprächen über das andere Geschlecht, und davon gab es viele, keine einzige hämische, despektierliche oder anzügliche Äußerung über Frauen von ihm gehört. Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass er mit 26 Jahren den Vater verlor, als der aufgrund von Depressionen Suizid beging.

Auch der immer wieder bemühte Vorwurf des reichen Müßiggängers ist bei ihm so sehr deplaziert, dass es sich nicht lohnt, ein wort hierüber zu verlieren. Es sollte sich herumgesprochen haben, dass Sachs Mathematik studiert hat, für seine Dokumentarfilme mit Preisen überhäuft wurde und als Fotograf weltweit anerkannt ist. Seine Sammlung moderner Kunst ist von hohem Ruf.

Nun wird dieser außergewöhnliche Mann 65 Jahre alt und ich bin mir sicher, dass Gunter Sachs noch lange nicht in Rente gehen wird.

Freitag, 5. November 2010

Freitag, der 05. November 2010

Magnetisierend - DER S.O.G. ALBUMTIPP:
"A Light Vessel In Troubled Water" von BRAIN O-N-E

Wie man ja weiß, propagierte Charly Davidson in einer Rubrik namens "Charlys Magnete" (heute angesiedelt auf der Webseite seines Fancclubs 'Lichtblicke') zeitlebens immer wieder interessante Musik von noch interessanteren Künstlern; diese Tradition setzte der S.O.G.-Blog nach Charlys Ableben mit verschiedenen Albumtipps fort.

Dieses Mal widmen wir uns seinem Freund und Weggefährten der letzten zwanzig Jahre, Brian Thomas Gary Charles Earl of Barqin, der als Brain O-N-E weltbekannt ist, und nach einigen Jahren von Projekten mit anderen Künstler, mit denen er zusammenarbeitete oder die er produzierte, wieder einmal ein Album mit Soundsets nahezu im Alleingang gefertigt hat. Auf "A Light Vessel In Troubled Water" arbeitet er zwar mit den beiden jungen Komponisten/Musikern Fag Adams und Holly Gardiner zusammen, jedoch kann der geneigte Sammler dieses Album getrost unter "Solowerke" einordnen. Entstanden ist es aus Brains Liebe für Soundtracks, die in den 1970ern für sich entdeckte und anderer Musik vorzog, und wurde zu einem Werk voller Sinnlichkeit, Intimität und Mystik, ausgedrückt mit den Möglichkeiten und Freiheiten moderner elektronischer Musikinstrumente.

Dabei kristallisieren sich die Klangfilme mehr aus Improvisation statt Komposition und wirken für sich alleine gesehen wie das Spiegelbild eines Stummfilms - wie Filme, die nur aus Klang bestehen. Und obwohl er ja mit "b-o-n-e" ein Plattenlabel sein eigen nennt, reiht Brain O-N-E diesen neuen Soundkosmos verlagsseitig in die Releasereihe des Kultlabels "Wrap", speziell zu dessen Electronic Listening Klassikern aus den 1990ern. Zitat von Mr. Barquin: "I am especially pleased to be releasing this new material on Wrap, for a long time one of the truly innovative labels. I am pleased to be in the company of many artists whose work I've followed and admired over the years. I look forward to a rewarding relationship."

Verhalten beginnt das Soundschiff seine Fahrt mit leisen Pianoklängen ("Hispaniola Sleeping" und "Milford Haven"), wird aber mit jedem Soundset zunehmend intensiver, um dann über aggressive Titel ("Hearts" und "3 Kinds Of Sailing") wieder in verhaltenere Gewässer zu wechseln ("Slice Moon" und "The Torch Theatre") und schließlich nach einem weiteren Reprise ("Hispaniola In The Pirat Bay") sachte Anker zu werfen, wobei die beiden Schlusstitel ("Composed, Exposed" und "Late Apostrophe") fast schon wieder an alte Werke von Charly Davidson (resp. Karl David Korff, den Brain inzwischen ebenfalls auf "b-o-n-e" verankert hat) erinnern lassen, vielleicht am ehesten an dessen "Kartografie des Nutzlosen" von 1995.

Auf jeden Fall ist "A Light Vessel In Troubled Water" ein gradioses Klanggemälde und ein weiterer Meilenstein im umfangreichen Werk von Brain One. Und im Booklet löst sich auch das verschwommene Bild der Covervorderseite auf, das einen unwillkürlich an ein Schiff in rauher See hatte denken lassen: es ist in Wirklichkeit (und scharf wiedergegeben) die Skiline von Toronto mit Hafen und Wolken. So schließt Brain O-N-E den Kreis für sein "vessel", das ja sowohl Wasser- als auch Luftfahrzeug sein kann. Und was das "...Troubled Water" angeht, so weiß man ja schon seit Simon & Garfunkels Zeiten, dass es auch Brücken gibt, die einem den Weg über aufgewühltes Wasser bahnen. Oder wie Charly es einst übersetzte: "Segle weiter, Silbermädchen, segle vorbei. Jetzt kommt deine große Zeit, all deine Träume werden wahr. Schau, wie sie leuchten, wenn du einen Freund brauchst. Denn ich führe dich wie eine Brücke über aufgewühltes Wasser, bin ich stets bei dir." Auch daran dürfte Brain O-N-E gdacht haben, als er den Titel für sein neues Album auswählte.

Das S.O.G.-Webteam

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"A Light Vessel In Troubled Water" von BRAIN O-N-E
(b-o-n-e/CBQ, bereits erschienen)

Das neue Album von "The O-n-e", eine teils improvisierte, teils mathematisch genau konstruierte Zusammenarbeit mit den weitaus jüngeren Musikern Fag Adams und Holly Gardiner, erscheint auf auf "b-o-n-e" Records, Heimat von Audiotech, Karl David Korff und ... Brain O-N-Ee. Hätte man drauf kommen können! An der alten Leier, die spätestens mit "Music For Storms" begann, ändert das neue, hippe Umfeld aber auch nicht viel: So kann man in neuen Entwürfen wie "Hispaniola Sleeping" oder "Music For Islands" entweder akademisch ausgefeilte Klangtexturen oder die baldige Ankunft des Weihnachtsmannes erkennen.

Wem also generell eher wumpe ist, ob er gerade Gordon Lightfoot, Lightnin' Hopkins oder Gary Lightbody hört, wird auch weite Teile von "A Light Vessen In Troubled Water" eher als Hintergrund- und Gebrauchsmusik wahrnehmen. Dabei hat Charly Davidsons Kumpan Brain O-N-E hier neben hübschem Zierrat auch ein paar seiner garstigsten Kompositionen versammelt: "Hearts", das so gar nichts herziges, eher viel herz-zerreißendes hat, wäre in verschärfter Form auch auf Aphex Twins "I Care Because You Do" nicht aufgefallen, "3 Kinds Of Sailing" mündet nach tribalistischem Geratter in einem Ozean aus Lärm. Gute Platte, die spätgeborenen Anhängern von MGMT (aka "The Management") natürlich auch nicht erklären kann, warum die Existenz von Charlys Tante einmal so entscheidend war. (6 von 10 Sternen meint: Jim Wagger)

Mittwoch, 3. November 2010

Mittwoch, der 03. November 2010

Anschauungssache - DER S.O.G. TV-TIPP:
"Entweder Broder" in der ARD

"Deutschland den Deutschen!", "Deutsche, esst deutsche Bananen!", "Wir sind Papst!", "Wir sind Exportweltmeister!", "Wir sind wieder wer!" - Sind wir es wirklich? Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad, zwei 'Beute-Deutsche', der eine ein polnischer Jude, der andere ein ägyptischer Moslem (vollkommen integriert, obwohl der eine keinen Alkohol trinkt und keine Ahnung vom Fußball hat und der andere kein Schweinefleisch isst und keine Hunde mag) haben sich gefunden, weil zusammenwachsen muss, was zusammen gehört. Weil "Deutschland kein Platz auf der Landkarte ist, sondern ein Zustand den man sich erarbeiten muss, das Licht am Ende des Tunnels, der Silberstreifen am Horizont, der Strand unter dem Pflaster", wie es Charly Davidson anlässlich seines Albums "INKAR-NATION" schrieb..

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad sind jetzt für die ARD kreuz und quer durch Deutschland gefahren, mit einem bunten Playmobil der Marke VOLVO, das extra für sie angefertigt wurde. Sie haben Arier und Vegetarier, Fundis und Realos, Friedensfreunde und Kriegsgewinnler besucht und gesprochen. 30.000 km sind Henryk und Hamed für die fünf Folgen ihrer Mini-Tv-Serie quer durch Deutschland gefahren, mit Jesus, Mohammed und Moses im Gepäck und Foxterrier Wilma auf dem Rücksitz.

Produziert wurde das Ganze in Co-Produktion mit dem HR, SR und BR von (der 1995 von Charly gegründeten TV-Produktionsfirma) "Prelude Preview Production" und was Henryk und Hamed auf ihrer Deutschland-Safari erlebt haben, kann man ab Sonntag in der ARD sehen. S.O.G. verspricht Ihnen, dass Sie Deutschland danach mit ganz anderen Augen betrachten. "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" ist ein Mix aus investigativem Journalismus, schwarzer Komödie und amüsanten Einlagen, in denen sich die beiden Helden über Deutschland und das Leben im Allgemeinen streiten.

Sendetermine sind: 07.11.2010, 14.11.2010, 21.11.2010, 05.12.2010 und 12.12.2010. Morgen gibt es einen Vorgeschmack auf "Entweder Broder" in der Harald Schmidt Show. (Zum Anschauen der Trailer bitte auf das Bild klicken!)

Das S.O.G.-Webteam

Samstag, 16. Oktober 2010

Samstag, der 16. Oktober 2010

In Charlys Bloggbuch werden ab Januar 2009 regelmäßig Texte und Songtexte von ihm veröffentlicht. Heute ist es:

DAS GEHÖRT SICH NICHT

Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht
Daß ich zu Dir gehör'.

Ich geh in den Club und zwar allwöchentlich
Und dort suche ich ganz allein nur Dich

Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht
Daß ich zu Dir gehör'.

Ohne Dich bin mutterseelenallein,
In mein Herz kommt niemand anders rein
Das schwör' ich Dir bei meiner Seel':
In mein Herz kommt niemand anderes rein.

In uns'rem Club höre ich allwöchentlich
Ich wäre nicht gut genug für Dich, denn...

Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht
Daß ich zu Dir gehör'.

Ohne Dich bin mutterseelenallein,
In mein Herz kommt niemand anders rein
Das schwör' ich Dir bei meiner Seel':
In mein Herz kommt niemand anderes rein.

In uns'rem Club höre ich allwöchentlich
Ich wäre nicht gut genug für Dich, denn...

Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht, yeah, yeah, yeah, yeah
Das gehört sich nicht
Daß ich nicht zu Dir gehör'.

[Musik: Lennon/McCartney "It Won't Be Long", Text: Charly Davidson, Verlag: worte&musik © 1974]

Freitag, 8. Oktober 2010

Freitag, der 08. Oktober 2010

Kaum zu glauben, aber schon zehn Jahre her:

Charly Davidson als Helfer in der Not

Der Hilferuf klang dringend, der Charly Davidson Anfang Oktober 2000 aus Hannover erreichte: "Wir sind eine Handvoll junger Philosophen und könnten bei unserem Kampf gegen die Schulweisheiten ein wenig Hilfe gebrauchen."

Absender des Schreibens war eine Grundschulklasse aus der niedersächsischen Landeshauptstadt, die Charly Davidson ein viertel Jahr zuvor auf dem EXPO-Gelände getroffen hatten, als dort das Theaterhaus Jena mit Regisseur Rainald Grebe und Puppenspieler René Marik das Theaterstück "Jena kocht!" aufgeführt hatten; Davidson war dabei als griechischer Held Odysseus aufgetreten; bereits einige Wochen zuvor spielte er live mit seiner Band in der EXPO-Box auf dem Ausstellungsgelände

Doch was zunächst nach einem launigen Fan-Scherz aussah, wurde am 8. Oktober 2000 zur Realität, als Charly Davidson den jungen Rebellen tatsächlich einen Besuch abstattete. Laut einem Bericht der HAZ erschien die Rocklegende komplett in Kostüm und Maske in der Grundschule und erkundigte sich nach der neunjährigen Anführerin des Aufstands, Eva-Maria Kühne. Sie hatte den Brief geschrieben, in dem sie "Odysseus" um Unterstützung beim Kampf gegen die Lehrer gebeten hatte.

Zu gewalttätigen Ausschreitungen kam es damals zwar nicht, aber der Besuch des Musik-Stars sorgte auch so für jede Menge Aufsehen an der Schule. Davidson war für RADIO JENA in Hannover und berichtete von dort vom bevorstehenden Ende der EXPO 2000, was sein Erscheinen im Klassenzimmer vermutlich begünstigt haben dürfte.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Mittwoch, der 06. Oktober 2010

Magnetisierend - DER S.O.G. ALBUMTIPP:
"Le Noise" von NEIL YOUNG

Wie man ja weiß, propagierte Charly Davidson in einer Rubrik namens "Charlys Magnete" (heute angesiedelt auf der Webseite seines Fancclubs 'Lichtblicke') zeitlebens immer wieder interessante Musik von noch interessanteren Künstlern; zum letzten Mal eine Woche vor seinem tragischen Unfall mit der "Monster"-Box von David Thomas. Diese Tradition setzte der S.O.G.-Blog nach Charlys Ableben mit verschiedenen Albumtipps fort.

Dieses Mal widmen wir uns dem neuen Album von Neil Young, das dieser "Le Noise" getauft hat. "Le Noise" ist Wortspiel und gleichzeitig Dank an seinen Produzenten Daniel Lanois: Lanois / Le Noise. Und laut geht es auf dem Album auch zu, das aber ein Solo-Album im wahrsten Sinne des Wortes ist. Der Hörer fragt sich schon bald nach dem Start der nur 38 Album-Minuten, wo denn das Schlagzeug bleibt und wenig später, ob es überhaupt noch kommt. Um es vorweg zu nehmen: Nein, es kommt kein Schlagzeug. Young bestreitet dieses Solo-Album allein mit elektrisch verzerrten Gitarren und seiner markant-melancholischen Stimme. Dank Daniel Lanois liefert er dabei eine vielschichtige und stets spannenden Soundlandschaft ab, in der es nur so blitzt und donnert und echot und dabei unterstützt dies nur Youngs wieder erstarkte Qualität des Songwritings. Ähnlich wie bei "Trans" hat er hier wieder mal etwas Neues ausprobiert und sich und seinen Mythos dabei erneuert.

Ob Young oder Lanois jemals Charly Davidson zur Kenntnis genommen haben/hatten, bleibt verborgen, jedoch befinden sie sich mit zwei, drei der Sound/Song/Sound-Kreationen von "Le Noise" auf erstaunlicher Augenhöhe mit Davidsons Eskapaden während dessen "Ausbrecher"-Tour, als Charly im Mittelteil der Konzerte ein Solo-Set spielte, allein mit seiner Telecaster, seinem ZOOM 9000 Soundboard (siehe Abbildung rechts), der ECHOPLEX Echobox, seinem legendären GUYATONE Amp und der eigenen Stimme "bewaffnet". Wer will, kann es auf Davidsons 1993er-Live-Album "Tourneetheater Deutschland" noch einmal nachhören bei "Der Mann der nicht Moses war" und "Totgesagte leben länger".

Also: Kein Schlagzeug, keine Band, Neil Young pur an verzerrten Gtiarren und das winzige 38 Minuten lang...kann denn so etwas gut gehen? - Und wie! Schon beim ersten Akkord von "Walk with me" ist man gefangen in der neuen "jungen" Welt, fliegt bald bei jedem kreischnden Sound mit, die Kinnladen nach unten geklappt. NAPALM DEATH haben mal einen Song gemacht, "I Suffer", der der kürzeste Song der Welt ist, ein ganze 1,5 Sekunden langer Gitarrenaufschrei; "Le Noise" ist die Maxi-Maxi-Maxi-Version davon und der Hörer weiß plötzlich wieder, was Musik ausmacht, wie Musik sein muss und um was es bei Musik eigentlich geht.. Das ist die Botschaft von Neil Young und Daniel Lanois. Klar und deutlich, unmißverständlich unverzerrt trotz aller Verzerrer. Jimi Hendrix dürfte sie geliebt haben...und Charly Davidson erst recht. Einen Film von Neil Young gibt es auch zu "Le Noise" und zwar HIER; leider hat die GEMA in Deutschland verbieten lassen, dass man ihn sehen kann, was eine Schande ist.

Das S.O.G.-Webteam

Montag, 4. Oktober 2010

Montag, der 04. Oktober 2010

Vor 20 Jahren, am 03. Oktober 1990, erschien das Album »ODYSSEUS« von Charly Davidson

Hier ein Bericht aus dem "TEMPO"-Magazin vom Oktober 1990, verfasst von Steve Griffin:

Sieben Minuten Stille, damit endet das siebente Studioalbum des in Frankfurt am Main ansässigen Deutsch-Rock-Stars Charly Davidson, der in den letzten Jahren international auch als Erfinder der "Lounge Musik" bekannt wurde, dies aber unter seinem richtigen Namen Karl David Korff.

Sein neues Werk (eine Doppel-CD/Doppel-LP) hat Davidson mit viel Pathos "ODYSSEUS" getauft und man wird, selbt als eingefleischter Fan (oder gerade dann) wohl noch Wochen brauchen wird, um es in seiner ganzen Komplexität, seinem Wirbeln von Zeichen, Zitaten, Narreteien und Pamphleten zu begreifen. Dennoch sei hier schon einmal eines klargestellt: Ein besseres, beängstigenderes, ja, bedeutsameres deutschsprachiges Album wird es dieses Jahr kaum noch geben.

Nach schroffen Attacken auf unsere Gesellschaft und die Menschen, die in ihr leben, auf seinen Alben 1 bis 3 ("Kontaktaufnahme", "Das kleine Mal" und "Zeichensprache"), nach dem Erreichen der Lust als Vorstufe zur großen Panik auf seinen Alben 4 bis 6 ("Lichtblick", "So! Zusagen" und "Viel Spaß") ist Davidson nun bei Deutschand im Allgemeinen und den großen Zusammenhängen des Privaten mit dem Weltbewegenden, sprich: der melancholischen Tragödie, angekommen.

Nennen wir es ein Nebengleis in seinem Musikwerk, aber Davidson leitet aus ihm die Gewissheit ab, Popmusik diene in Deutschland nur dazu, uns vorzugaukeln, unsere Probleme hätten nur mit uns selbst zu tun, nicht mit dem System. Und er lenkt ganz geschickt mit Titelnamen wie "Vaterland", "Schweren Herzens", "Trojanische Pferde", "Traue keiner Antwort", "Zwei Hymnen", "Ideal und Wirklichkeit", "Einigkeit und recht auf Freiheit", "Öde Ode (für die Verlierer der Wende)" oder "Wir sind Helden" sowie dem Veröffentlichungszeitpunkt am Tag der neuen Deustchen Einheit - der Verschmelzung zweier Staaten, die irgendwie zusammengehören sollen oder müssen - von der griechischen Tragödie und den Irrfahrten des Ithakers ab ... und will doch genau dies erreichen: die Parallele zwischen der Odyssee und der Deutschen Gegenwart.

"Man sieht: im Großen und Ganzen / alles ist beim Alten / im Rahmen neuer Tolleranzen / Nur, daß man irgendwie spürt / besser wäre es, einfach aufzuhören / gilt es doch weiterhin / unsere Erde zu zerstören", sind Zeilen aus dem 6 Minuten 30 langen Schlußepos "Wir sind Helden" (auf das nur noch die Stille folgt), das damit die gut 50 Minuten zuvor gehörter Musik zu verhöhnen scheint. Schöne, musikalisch aufs Wesentliche reduzierte Lieder gibt es da, die mal Dylan, mal die Stones, mal New Order evozieren. Produzent und Davidson-Kompanion Helmut Prosa hatte, so hört man, freie Hand, Davidsons Lieder in, zum Text passende, Klanggemälde umzuwandeln.

Überhaupt machen die Songtitel ein ganzes Fass popgeschichtlicher Klassiker auf und sind schon von der Wortwahl her vertrautes Terrain für den Hörer. Und doch wird man den Eindruck nicht los, diese ganze Exposition aus 13 grandiosen Songs auf zwei Tonträgern diene nur als Verwirrspiel, denn am Ende, mit "Vaterland (Eine Rückkehr)", eben der angesprochenen sieben Minuten Stille, wird jedes Mikadostäbchen der Deutung und Verortung lustvoll vom Tisch gefegt, bis als logische Folge nur die Sprachlosigkeit übrig bleiben kann. Und - besonders clever von Davidson - die Stille macht schon mal neugierig auf sein nächstes Album.

Bis dahin kann man sich an 13 Liedern (plus 1 x Stille) über die Vereinsamung und Vereinzelung des Individuums erfreuen, die Davidson durchaus in Einklang mit der schier endlosen Seefahrt des Odysseus setzt. Dieses Doppelalbum ist mehr als das Erkennen der möglichen Folgen der Wiedervereinigung Deutschlands für die Deutschen, dieses Album ist die Kampfansage einer Mannes, der mit Ideologien und großen Worten fürs erste gebrochen hat, sich besonnen hat aber sich nicht aufgegeben. Bei Charly Davidson, einst Ikone der Intellektuellen Deutschlands, ging es schon immer um etwas Elementares. Und mit "Odysseus" kommt jetzt endlich auch der Ernst des Lebens im hier und heute mit ins Spiel.

Mittwoch, 29. September 2010

Mittwoch, der 29. September 2010

aus der Zeitschrift PRINTLINE vom 29.09.2010:

NOMEN EST OMEN? - WIE ES STARS MIT IHREN WAHREN NAMEN HALTEN

Sie wissen oder wussten sich perfekt in Szene zu setzen - müssen sie schließlich auch, denn sie leben und lebten für das Rampenlicht. Kein Wunder, dass Promis auch bei ihren Namen nichts dem Zufall überlassen wollten.

Was hört sich besser an: Sarah Lewe oder Sarah Connor? Natürlich die zweite Variante, dachte sich auch die deutsche Pop-Queen und nahm kurz vor ihrem Durchbruch diesen Künstlernamen an. Übrigens: So heißt auch die Mutter von John Connor aus den "Terminator"-Filmen.

Judith Holofernes, was für ein Name! Klingt irgendwie nach der Bibel und der Geschichte, der schönen Judith, die dem bösen Feldherrn Holofernes den Kopf abschneidet! Kann so ein Name Zufall sein? Wohl eher nicht. Die Sängerin der Band "Wir sind Helden" heißt im wahren Leben Judith Holfelder. Wobei wir bei Namensähnlichkeiten zwischen dem echten und dem Künstlernamen wären. Charly Davidson? Der Name der 2008 verstorbenen Rocklegende klang ein wenig wie ein amerikanisches Motorrad, war aber doch nur die englische Form seiner wahren Vornamen Karl und David; den Nachnamen Korff nutzte er später nur noch für seine Elektromusikprojekte. Auch Entertainer Udo Jürgens hat aus seinen Vornamen Udo und Jürgen seinen Künstlernamen gestaltet, den eigentlich heißt er Udo Jürgen Bockelmann.

Dass ihr eigener Geburtsname unspannend klingt, dachten viele andere Promis auch und änderten ihre schnöden Namen, um glamouröser oder internationaler zu klingen. Wie etwa Horst Köhler (nicht der Ex-Bundespräsident sondern der Musiktherapeut und Spaßvogel aus Trier), der dachte, mit diesem Namen kann man keine Karriere machen und sich kurzentschlossen Guildo Horn nannte. Oder Sänger und Entertainer Michael Wendler, der seinen zukünftigen Fans wohl doch nicht seinen wahren Nachnamen Skowronek zumuten wollte. Ähnlich dachte auch Doreen Grochowski und erfand für sich den wohlklingenden Namen Enie van de Meiklokjes. Und wie änderte Franz Hubert Wolfgang Remling seinen wahren Namen ab? Wer's schon wusste, den überrascht es nicht: Wolfgang Petry.

Das geht übrigens auch bei den großen Stars so: Demetria Gene Guynes nennt sich Demi Moore, aus Anna Mae Bullock wurde (nein, nicht Sandra...sondern) Tina Turner (wobei sie sich ihren Nachmanen "anheiratete"), James Newell Osterberg wurde zur Iggi Pop-"Ikone" und aus Caryn Johnson wurde Whoopy Goldberg. Aber gelegentlich kann sich auch ein mega-bekannter Nachname als Hindernis erweisen, wenn man Karriere machen will. Genau deshalb legte Nicolas Coppola, Neffe von Star- Regisseur Francis Ford Copppola, kurzerhand zwecks Karriereanschub seinen echten Nachnamen ab, änderte ihn um in Cage und bekam danach jede Menge Rollenangebote.

Donnerstag, 16. September 2010

Donnerstag, der 16. September 2010

Heute vor 18 Jahren wollte die "Bild"-Zeitung ausführlich von angeblichen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft gegen Charly Davidson berichten, der beim Kauf eines Grundstücks in den 1980er Jahren an einem Betrug beteiligt gewesen sein sollte und sie beabsichtigte, dazu einige Details aus dem angeblichen pikanten Privatleben des Musikers zu veröffentlichen.

"Bild" berief sich im September 1992 auf angebliche "interne Unterlagen", die der Zeitung "vorliegen" würden. Die Zeitung verstieß damit allerdings gegen eine Einstweilige Verfügung, die Davidsons Berliner Anwalt Hardy Woltair vorsorglich erwirkt hatte, als bekannt geworden war, dass "Bild" solches Material angeboten worden sein soll. Ob diese "Unterlagen" überhaupt echt waren, ist bis heute nicht ganz klar, aber auch zur Herkunft konnte der "Bild"-Anwalt seinerzeit bei der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht nichts sagen, bezeichnete die Quellen gar als "trübe".

Woltair wiederum erinnerte daran, dass Davidsons Computer, der nach einem Autounfall Anfang 1991 von der Staatsanwaltschaft Frankfurt beschlagnahmt worden war, wenig später unter ungeklärten Umständen aus der Asservatenkammer der Frankfurter Polizei gestohlen worden war. Ermittlungen der Polizei, die den Computer sogar "online" orten wollte, hätten ins Leere geführt, sagte Woltair. Zuletzt soll dann für das Gerät nach Abnehmern bei der Presse gesucht worden sein.

Offenbar wurde man so bei der "Bild"-Zeitung fündig, weshalb es vor der Pressekammer des Landgerichts Berlin zur Verhandlung kam. Diese untersagte der "Bild"-Zeitung den geplanten Artikel und kurz danach sogar die Abbildung von Ausschnitten aus Davidsons Gesicht unter einer Meldung, dass es "Bild" verboten worden sei, über einen "Musiker und den Verdacht einer Straftat" zu berichten (siehe oben).

Freitag, 10. September 2010

Freitag, der 10. September 2010

UNBEKANNTES ALBUM VON KARL DAVID KORFF ENTDECKT

Im Jenaer "Originalaufnahmen"-Archiv von Rocklegende und Lounge-Musik-Erfinder Karl David Korff († 2008) ist ein weiteres, fertig produziertes, aber bisher unveröffentlichtes Album entdeckt worden. Das teilten gestern Korffs Tochter Georgia und sein langjähriger Freund und Geschäftspartner Brain O-N-E ("CBQ", "b-o-n-e") in Hamburg-Wilhelmsburg mit.

Das Album mit dem Titel "RAUMFAHRT" hat sogar bereits ein fertiges Cover und enthält neun Musiktitel zum Thema die zwischen 4:40 Minuten und 11: 20 Minuten lang sein sollen, wie Brain O-N-E mitteilte. Den im Wilhelmburger Kulturzentrum "Südbalkon" anwesenden Presseverterten spielten Korff und O-N-E auch einige Musikausschnitte vor. Demnach ist das Album durchaus als Elektromusik zu bezeichnen, aber, wie O-N-E mitteilte, keinen gängigen Genre zuzuordnen. Aufgenommen habe Korff die Titel des Albums "RAUMFAHRT" zwischen 1989 und 1991 im Alleingang, sich dann aber aus unbekannten Gründen gegen eine Veröffentlichung entschieden und das Musikmaterial unter einem irreführenden Titel archiviert.

Es könne sich, erklärte Brain O-N-E, bei dem Album sogar um das legendäre "grüne Album" handeln, worauf die Grundfarbe des Covers hindeute. Als sogenanntes "grünes Album" wird unter seinen Fans seit Jahren ein bislang unbekannten Album des Künstlern gehandelt mit einem grünen Cover. Karl David Korff, der vor allem unter seinem Künstlernamen Charly Davidson zu Bekanntheit gekommen war, hatte Anfang 2000 selbst auf ein solches Album hingewiesen. Damals kündigte er für 2005 ein "rotes" Album
an und für den Beginn des darauf folgenden Jahrzehnts ein "grünes" Album. 2008 war danm sein letztes Album "TOR"erschienen, dessen Veröffentlichung er nicht mehr miterleben durfte; das Cover von "TOR" ist rot gehalten.

Ob und wann das Album "RAUMFAHRT" erscheinen wird, gaben Georgia Korff und Brain O-N-E gestern nicht bekannt. Allerdings soll bereits im Dezember diesen Jahres in Deutschland auf "V-2 media entertainment" unter dem Titel "Spaceflight" eine Maxi-Single Auskopplung veröffentlicht werden. Wenn ja, soll das Album aber auf O-N-Es Label "b-o-n-e" erscheinen.

Donnerstag, 2. September 2010

Donnerstag, der 02. September 2010

Jetzt wieder aufgetaucht:
LEGENDÄRE RADIOSENDUNG MIT CHARLY DAVIDSON AUS DEM JAHRE 1978


Charly Davidson hatte noch keine Platte veröffentlicht, als er 1978 in einer Frankfurter Radiosendung interviewt wurde. Der Mitschnitt der Sendung, in der er sang und fröhlich schwindelte, ist nun im hr-Radioarchiv wiederentdeckt worden.

Als Folkmusiker "Lerryn" ist der Frankfurter Musikproduzent, Komponist ("Tausendmal berührt") und Politiker (Die Linke) Diether Dehm-Desoi, der Mitte der Siebziger einige Folklore-Platten einspielte, lange vergessen. Als Moderator der im Radio seinerzeit übertragenen Sendung "Lerryns Musikclub" schrieb Dehm-Desoi aber Geschichte, als er im Frühjahr 1978 einen unbekannten Barden namens Charly Davidson ins hr-Studio einlud. Die knappe Stunde, in der Davidson dort plauderte und aufspielte, ist in hervorragender Qualität erhalten und nun im Rundfunkarchiv des Hessischen Rundfunks wiederentdeckt worden.

Als diese Aufnahme entstand, hatte Charly Davidson noch keine Platte veröffentlicht, er gab gerade mit seiner Band "Charly Davidson And Friends" seine letzten Konzerte und stand vor einem Wechsel als Sänger zur Frankfurter Politrockband "Fließband". Diether Dehm-"Lerryn" kannte Davidson vom Sommerfestival "Lieder im Park", das er für die Stadt Frankfurt am Main organisierte und bei dem ihm Davidsons außergewöhnliches Talent aufgefallen war.

In seiner Radiosendung tanzte Davidson mit Mundharmonika, Gitarre und Cowboyhut 'bewafffnet' an und klampfte lässig Songs seiner Helden Bob Dylan ("Ganz wie 'ne Frau"), CSN&Y ("Lieb' die, die bei dir ist", "Zuckerberg") und Marc Bolan ("Unbekannter Salamander") nach und dies in eigenen Textübersetzungen. Dazu führte er Davidson-Originale wie "Sad Song" oder "Fly 'til you die" auf und sogar den Song, der ihn später (nach einer erfolgreichen Plagiatsklage gegen Erik Clayton) reich machte: "Falling Raindrop".

Historisch wertvoll ist diese Sendung aber auch, weil Davidson einige der hier vorgetragenen Songs danach niemals nicht wieder spielte. Aber ein gewaltiges Vergnügen ist dieser Auftritt vor allem wegen der Interview-Passagen zwischen den Songs. Denn unter Davidson-Verehrern sind des Meisters frühe Interviews legendär, seine Kunst, konkreten Fragen auszuweichen, sie rätselhaft zu beantworten und ins Absurde zu drehen sprichwörtlich und so sagt Davidson in der Sendung eigentlich nicht wirklich etwas, arbeitet aber schon zu dieser Zeit kräftig daran, den eigenen Mythos zu pflegen.

Dass die 1957 geborene und Ende 2008 verstorbene Rocklegende die Kunst, alle Details seiner Biografie zu vernebeln, bereits als Unbekannter praktizierte, belegen diese Aufnahmen aufs Herrlichste: "Du scheinst etwa Mitte Zwanzig zu sein?", fragt ihn da der hörbar beeindruckte Moderator, worauf Davidson amüsiert antwortet: "Genau, ich scheine Mitte Zwanzig zu sein." Im Verlauf des Gesprächs lügt "seine Charlyheit" dann vergnügt das Blaue vom Himmel herunter, behauptet zum Beispiel, dass er einige Jahre in einem Schlachthof gearbeitet habe, bevor er Mitglied im Offenbacher "Musikclub Schlachthof" werden konnte, und muss sich bei solchen Wahrheiten mitunter das Lachen verkneifen.


Dass dieses für Davidson-Fans spektakuläre Dokument nicht demnächst mit großem Wirbel als Hörbuch-CD erscheinen wird, liegt wohl daran, dass die Urheberrechte in einer Grauzone liegen. Die bis zu seinem Tod für Davidson zuständige Plattenfirma CBQ hat die Rechte an den frühen Davidsons-Songs, die sie auf einer eigenen CD mit Titel "Prelude" vermarkten wird; seine langjährige Firma GLOBA (das Label trennte sich 2002 im Streit von Davidson) hat aber die Rechte an zumindest zwei Titeln ("Falling Raindrop" und "Zuckerberg") und will mit der Veröffentlichung dieser Sendung nichts zu tun haben. Dass diese seit Jahren als verschollen geltende und lediglich als illegaler Mitschnitt kursierende Aufnahme zukünftig legal zu haben sein wird, gilt daher aus ausgeschlossen, zumal auch Ex-Moderator Dehm-Desoi an einer Veröffentlichung nicht interessiert scheint.

Fest steht, dass diese Sendung für Davidson-Fans essentiell ist, gut klingt und vom Hessischen Rundfunk sogar ausgestrahlt werden darf, was inzwischen für den Jahreswechsel 2010/2011 angedacht ist. Sie taugt vor allem als Intro für all die aufpolierten und restaurierten Davidson-Frühwerke der angekündigte "Prelude"-CD, die rechtzeitig vor Weihnachten von CBQ präsentiert werden soll.


Ob Davidson seinen Cowboyhut noch tragen werde, falls er mal reich und berühmt würde, fragt ihn der Moderator am Ende der Sendung, worauf ihm Charly Davidson mit fester Stimme antwortet: "Oh, ich werde niemals reich und berühmt werden."

Donnerstag, 12. August 2010

Donnerstag, der 12. August 2010

Die Songüberschriften des Charly Davidson Bloggbuchs "ROCKLEGENDE" mit den Titeln "Zeit zu Lieben und zu Leben" (= A-Seite/Song 4) und "Zeit zu Leben und zu Lieben" (= B-Seite/Song 8) gehen laut dem Buchautor auf zwei Dinge zurück. Zum einen ist es der nachfolgende Text von Dr. Bob Moorehead ...
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DAS PARADOXON UNSERER ZEIT


Das Paradoxon unserer Zeit ist: wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude. Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.

Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten.

Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft.

Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt.

Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere Dinge, aber nicht bessere.

Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.

Wir schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren weniger miteinander.

Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen. Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause. Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts. Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie töten uns. Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern - oder den Text löschen.

Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben Euch eine heiße Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich" und meint es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein.

Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen, findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, - denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns den Atem berauben.

Hinweis: Diesen Text kann man im Original HIER nachlesen.

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... und zum anderen das Buch „Fangt an zu leben und zu lieben! Menetekel und Aktion in Offenbach“ von Rainer Golembiewski, Christina Nagel-Woitalla und Günter Burkart (1981, Saalbau Verlag Offenbach)
. Hierauf wird hier in Kürze noch eingegangen werden.

Sonntag, 8. August 2010

Sonntag, der 08. August 2010

In Charlys Bloggbuch werden ab Januar 2009 regelmäßig Texte und Songtexte von ihm veröffentlicht. Heute ist es:

IMMER WENN DU ANKOMMST BIN ICH SCHON LANGE WEG
(oder: Die Ballade vom Igel und vom Hasen)


"Du sagst ich bin ein Plagiator
Nehme mir dein Leben vor
Springe auf auf deinen Zug
Krieg von deinem Leben nie genug (...niemals genug)
Alles würd' ich dir nachmachen
Kopiere dreist deine Ideen
Nehm' dir acht von Siebensachen
Sag mal: kannst du nicht die Wahrheit sehen?

Für mich ist alles nur ein Mittel zum Zweck
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg
In deiner Wartburg bin ich der Tintenfleck
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg

Ja, ich bin ein Minenleger
Bin mir selbst nicht ganz integer
Krieg von allem nie zuviel
So ist das eben im meinem Spiel (...dem Lebenspiel)
Oft genug kommst du zum Südpol
Und meine Fahne steckt schon dort
Fies sein ist ist wie Rock 'n' Roll und
Minenlegen ist mein Lieblingssport.

Dabei ist für mich alles nur mein Mittel zum Zweck
Und immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg
In deiner Wartburg bin ich der Tintenfleck
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg

Wenn meine Minen hochgehn
Ist von mir nichts mehr zu sehn
Und wenn bei dir der Groschen fällt
Hab' ich schon wieder neues Geld (...regier' die Welt)


Denn alles ist für mich nur mein Mittel zum Zweck
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg
Immer wenn du ankommst bin ich schon lange weg."

[Musik: Jon Kongos, Text: Charly Davidson, Verlag: worte&musik © 2005]

Donnerstag, 5. August 2010

Donnerstag, der 05. August 2010

Heute vor zehn Jahren schrieb die ZEITUNG:

CHARLY DAVIDSON GIBT EIN HAUSKONZERT

(Hamburg/05.08.2000) - Der Deutschrock-Poet Charly Davidson hat ein Hauskonzert gegeben. Der Sänger, Gitarrist und Keyborder überraschte seinen größten Fan, die Hamburgerin Margarethe Schock, zuhause, um einen Privatauftritt mit einer Auswahl seiner größten Hits in deren Wohnung zu absolvieren, berichtete sein Management. „Es ist erstaunlich, wie viel man auf einem im Vergleich zu einer Bühne doch relativ kleinen Raum alles machen kann“, sagte Davidson. Margarethe Schock war in einer Verkleidung als "Mystic Rider" Gewinnerin eines Preisausschreibens der Kulturinitiative "Südbalkon" aus Hamburg-Wilhelmsburg gewesen (Klick auf das Foto oben!), der Davidson ein Privatkonzert zugesagt hatte. Die Aufnahmen des Wohnzimmerkonzerts werden ab dem 04. Februar auf Davidsons Webseite www.charlydavidson.com zu sehen sein.