- Der WECKER im Gespräch mit einer Rocklegende -
(Teil 2 in der August-Ausgabe 2009)
Sandra Prechtel von der Schüler- und Jugendzeitschrift WECKER bekam die seltene Gelegenheit mit Rainer W. Sauer über "CHARLY DAVIDSON - Rocklegende" zu sprechen. Im zweiten Teil erzählt der Autor alles über die Hintergründe der Geschichte.
WECKER: Nun geht es ja in "CHARLY DAVIDSON - Rocklegende" nicht vordergründig um seinen Tod, sondern vor allem um sein Leben. Was war ihnen wichtig zu erzählen?
SAUER: Leben und Sterben, Aufstieg und Fall, das sind hier vor allem Metaphern. Aufstieg und Fall, darum geht es bei Charly Davidson ja wahrsten Sinne der Worte. Es wird erzählt, wie aus einem kleinen Jungen, der es im Leben nicht einfach hat, ein Träumer wird, der sich durchzuboxen lernt, der unbewusst Entscheidungen trifft, Weichen stellt und dann loslegt – soweit die Legende. Hierin versteckt sich aber eine Ära der deutschen Musikgeschichte, die schon fast selbst zur Legende wurde. Und das auch noch zweigleisig: 1.) der Beginn des Elektromusik-Zeitalters, das nun selbst unter unvoreingenommener Betrachtung zu einem deutschen Kapitel der Musikhistorie wurde, 2.) der Deutschrock mit Epigonen wie IHRE KINDER, Udo Lindenberg, Nina Hagen und SPLIFF, Herbert Grönemeyer, INTERZONE und so weiter. Als ein Mensch, der das alles bewusst miterlebt hat, war es mir an der Zeit, einige Dinge beispielhaft zu erzählen und damit zu sagen: Es gab eine Zeit vor POPSTARS und DSDS und das war eine legendäre Zeit, denn das war Rock 'n' Roll in Deutschland. Übrigens in Ost wie in West.
WECKER: Nun tauchen im Buch ja Figuren auf, die es wirklich gab, Heiner Pudelko um Beispiel, andere klingen echt, haben aber Namen, an die man sich noch gewöhnen muss. Hans Voreigner zum Beispiel, der bei Ihnen ja wie die Band Foreigner ausgesprochen wird nd Kontakte zu den BEATLES hatte. Steckt da etwa ein wenig Klaus Vormann drin?
SAUER: Nur ein klein wenig, sozusagen die BEATLES Komponente, von Hans Voreigner ist Klaus Vormann. Ich hoffe, er verzeiht es mir, dass ich seine Biografie mit BEATLES-Anleihen hier ein wenig eingebracht habe. Aber er ist ein Urgestein der Deutsch-Rock. Hat TRIO entdeckt und mit vielen Größen musiziert. Das durfte nicht vergessen werden. Aber ansonsten ist die Figur von Hans Voreigner autonom und hat nichts mit Klaus zu tun. Es gibt übrigens ein menschliches Vorbild aus meinem ganz persönlichen Bekanntenkreis, dem ich Voreigner nachempfunden habe. Autonom sind auch alle andere Figuren, die mal leichter zu enträtseln sind, wie Produzent Ronny Punk oder Elektromusiker Brain O-N-E - da soll man sich einfach vom Wortgesang leiten lassen oder ein, zwei Buchstaben umstellen - mal schwerer..
WECKER: Und die echten Figuren wie David Bowie oder Bob Dylan?
SAUER: Einen David Bowie kann man nicht fälschen. Das ist nun mal David Bowie. Ebenso Bob Dylan. Da musste ich nichts ändern, die haben ja sogar in echt Künstlernamen, der Herr Zimmermann und der Herr Heyward-Jones. Die Anekdoten sind aber echt und belegt, haben nicht immer direktetwas mit Charly Davidson zu tun, sind aber tatsächlich so geschehen. Etwa die Szene, in der einem verblüfften Bob Dylan ein Autogramm abgenötigt wurde.
WECKER: Und was ist mit Uschi Maus, der Frau, die Charly verraten wird?
SAUER: Alles Fiktion, die gibt es nicht in dieser Form, selbst wenn Menschen behaupten, sie zu kennen. Da steckt viel Mythologie drin. Vom Caesaren-Mord bis hin zu Judas. Aber die 'Femme Fatale' als solche gibt es ja, wie viele Beispiele zeigen. Und ihre 'Gold Digger'-Variante a la Nowitzki sowieso.
WECKER: Sind Sie selbst so jemandem schon einmal begegnet?
SAUER: Könnte ich sonst so konkret darüber schreiben? Die nächste Frage bitte.
WECKER: Die "Rocklegende" ist ja nicht nur ein Buch sondern ein ganzes Paket drumherum mit Webseiten, Musikprojekten, Pecha-Kucha-Vorträgen. Wie kommt man auf so eine Idee?
SAUER: Neue Wege entdeckt man beim Gehen. Es ging hier um Glaubwürdigkeit. Wie kann ich über einenMusiker erzählen, von dem es keine Musik gibt. Wenn er 1755 gelebt hätte und meinetwegen beim Erdbeben in Lissabon ums Leben gekommen wäre: kein Problem. Da wäre all das verbrannt. Aber in der heutigen Zeit mit Internetrecherchen und Webarchiven? Da wurde es notwendig, einiges zu erfinden oder zu publizieren, was die Arbeit am Buch verlängert hat. Ich habe hierzu einen speziellen Pecha-Kucha-Vortrag unter dem Titel "Darf man eine Existenz fälschen"/Zusatz: Wenn ja, wie macht man das? - Den kann man sich im Internet anschauen.
WECKER: Jetzt nimmt das ganze ja schon fast virale Züge an. Ist das der beginn einer Charly-Davidson-Epedemie?
SAUER: Ich denke, das würde sich Charly wünschen, vor allem aber der Verlag, der das Buch herausbringen wird. (lacht!) Das Virale Marketing war von Anfang an unser Ziel. Deshalb war es notwendig seit 2006 Webseiten rund um die Begriffe 'Korff' und 'Davidson', 'Elektromusik' und 'Rocklegende' zu etablieren, die nun bei GOOGLE ganz vorne rangieren, dies, ohne dass wir hierfür bezahlt hätten.
WECKER: Wie geht das Ganze weiter?
SAUER: Wir haben Vorstellungen, wie wir das Buch vermarkten wollen. Wir, das sind die Personen, die direkt am Buch beteiligt sind, darunter die Macher der Webseiten und gute Freunde von mir. Auch ein Mäzen aus dem Musikbusiness, dessen Name ich nicht nennen werde, gehört dazu. Dem hat die ganze Sache so gut gefallen, dass er als kühl kalkulierender Geschäftsmann Geld in das Projekt investiert.
WECKER: Was wird auf "CHARLY DAVIDSON - Rocklegende" folgen?
SAUER: Zunächst einmal all das, was dazugehört um sie zu pflegen. Lesungen, Konzerte, Vorträge und so weiter.
WECKER: Konzerte? Wird Charly Davidson auftreten, wo er doch tot ist? Ich frage das vor allem, weil Sie ihn ja auf Fotos darstellen.
SAUER: Natürlich kann ein Toter nicht auftreten. Aber es gibt seine Band BEGLEITUNG noch und man wird sich etwas einfallen lassen, um Charly auf die Bühne zu bringen, da bin ich mir sicher. (lacht!)
WECKER: Kann man auf einen zweiten Band hoffen, die Fortsetzung der "Rocklegende"?
SAUER: Ich kann mir ein zweites Buch vorstellen. Schließlich sind Batman, die Jedi-Ritter und auch ein Andre Heller wieder zurückgekehrt. Warum nicht auch Charly Davidson? Man muss nur sehen, wie. Vielleicht in Form einer ganz anderen Sichtweise. Auf gar keinen Fall aber als der, der er einstmals gewesen ist. Das ist Schnee, oder besser Asche, von gestern.
WECKER: Vielen Dank für das Interview.
Interview © 2009 für die Schüler- und Jugendzeitung DER WECKER
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