17 TAGE EUROPA
(Charly Davidsons Sommerreise 2002)
Freitag / 2002-08-09
Der sechzehnte Tag / Wertheim
FADIN' MEMORIES (Eine persönliche Anmerkung)
Ich wache auf und bin in Wertheim, der einzigen Stadt die ich kenne, die zwischen drei deutschen Bundesländern liegt. Oben ist Bayern, unten ist Baden-Württemberg und links, etwas weiter entfernt, liegt Hessen. Der Main und die in ihn mündende Tauber durchtrennen die Stadt, bringen gelegentlich Hochwasser und Wertheim säuft ab. Heute ist es jedoch nicht so weit, so daß ich auf dem Campingplatz die gesammelten Geschichten meiner zweieinhalb-wöchigen Europareise in Ruhe zusammen stellen kann.
Auf dem Campingplatz an den Christwiesen haben meine Eltern seit Jahren ihren Wohnwagen stehen. Meine Frau, die Kinder und ich hatten hier eine Zeit lang auch einen Wohnwagen platziert und das bringt mich dazu, ein klein wenig etwas gegen meine „FADIN‘ MEMORIES“ (= „Verblassende Erinnerungen“ - so nannten CAMOUFLAGE einen Demosong, der durch meine Radiosendung beim hr dazu führte, dass die Band bekannt wurde und einen Plattenvertag erhielt) zu meiner Camping-Jugend- und -Kinderzeit in Deutschland zu tun.
Ab 1964 fuhren meine Eltern mit mir auf Fahrrädern zuerst zum Campen und Baden an den „Bärensee“ in Bruchköbel bei Hanau, nachdem dieser und das Gelände drumherum aber 1965 von der US-Armee als Truppenübungsgelände okupiert worden war, eine Ecke weiter zum „Kahler See“ bei Freigericht. Da war dann schon meine Schwester mit dabei und hier war mein erstes Paradies. Lange Sandstrände, Seeräuberverstecke, Pinienwälder - meine ganz reale Schatzinsel. Am „Kahler See“ komponierte ich meine ersten eigenen Lieder als Ausgleich zu dem gymnasialen Exkursionen durch Benjamin Brittens „War Requiem“, wobei ich aber gestehen muß, daß mich zumindest Brittens „The Young Person's Guide To The Orchestra“ beeindruckte, um so mehr, als daß es später ja auch „The Young Person's Guide To KING CRIMSON“ gab. So etwas könnte mir auch gefallen: „The Young Person's Guide To CHARLY DAVIDSON“. Doch zurück zum „Kahler See“. Sogar meine Frau, die so gar nichts mit Camping am Hut hat (und sie trägt öft Hüte), konnte ich gelegentlich hier her locken.
Nachdem unsere Zeit am „Kahler See“ vergangen war, zogen meine Eltern auf den Campingplatz nach Wertheim um. Dort fließt der Main direkt am Campingplatz vorbei, man kann also Angeln, Schiffe und Boote vorbeiziehen sehen, ganz anders übrigens als in Chalon-sur-Saône, denn in Chalon befand sich der Campingplatz auch direkt an einem Seitenarm der Saône, aber dort war alles flach und viel weniger grün als in Wertheim, eben: ganz anders. In Wertheim befinden sich zudem das Freibad und eine Mini-Golfbahn direkt neben dem Campingplatz, die mittelalterniche geprägte Stadt und das Schloß hoch über dem Fluß sind nur eine knappe halbe Stunde zu Fuß entfernt. Wertheims Ambiente und sein Campingplatz sind seit vielen Jahren beliebtes Reiseziel für holländische Urlauber, die das Taubertal lieben und so schließt sich hier der Kreis zu den Niederlanden.
In Wertheim-Bestenheid wiederum - dies ist der Stadtteil, in welchem der Campingplatz liegt - siedelten sich nach dem II. Weltkrieg viele Jenaer Glashandwerker an, die zuvor bei CARL ZEISS gearbeitet hatten und hier ein neues Betätigungsfeld fanden; also ist auch Jena hier vertreten. Heute ruhe ich mich in Bestenheid im Vorzelt des Wohnwagens meiner Eltern aus und stelle "17 Tage Europa" zusammen. Morgen geht es dann zurück nach Jena.
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