Waiting for the flight to come ...
Es ist der 21. November, ich liege in meinem Hotelbett und versuche ein Buch zu lesen. Aber ich kann mich nicht konzentrieren, denn wie besessen haftet der Gedanke an diesen Flug von LaGo über den Atlantischen Ozean und wieder zurück in meinem Hirn. Dieser verwunschene Ozean mit den vielen Gesichtern. Als Norman und ich uns vor dreieinhalb Jahren darüber unterhielten, daß ich und er in nächster Zeit einmal weit in den Atlantik hinausfliegen wollten, hat er zu mir gesagt: "Sicher verursacht diese Wasserwand Angst und Zittern und fordert zu Respekt und Heiligkeit auf. Aber wenn sie einen nicht in Ruhe lässt, ihn unschlüssig und skeptisch macht, dann muß man sich ihr eines Tages stellen. Es wird wahrhaftig eine gefährliche Mission. Wahrscheinlich wird uns der Ozean auch mit Wetterkapriolen überfallen, so wie die Frontkämpfer im ersten Weltkrieg von den jeweiligen Gegnern überfallen wurden. Aber statt mit Waffen, sind wir mit Schirmen und Leinen ausgerüstet. Wir müssen mit großer Vorsicht vorgehen und die weniger gefährliche Linie fliegen, vor dem Flug jede Veränderung der Wettersituation beurteilen. Aber wir werden es schaffen." - Drei Wochen später war Norman tot, bei einem Testflug in der Schweiz verunglückt, weil die geknoteten Leinen seines Prototypen der Belastung des Testmanövers nicht standgehalten hatten.
Jetzt liege ich hier, in vier Stunden geht der Hinflug nach Tenneriffa, dann sind es nur noch Minuten bis ich LaGo erreichen werde und dann beginnt meine Vorbereitung auf den Flug. Ein Alleinflug wird es werden, denn den Flieger und Menschen Norman Lausch kann niemand ersetzen. Fakt ist aber: Die Angriffslust wächst. Optimismus und Zuversicht stimmen mich positiv. Trotz der eindeutigen Gefahren sind auch meine Helfer Enleau und Aljaz von GIN BobCat motiviert und überzeugt, alles zu geben, damit ich den Ozean bezwingen kann.
In meinem Verantwortungsbewusstsein empfinde ich so etwas wie Furcht, ich denke oft an zu Hause, an meine Lieben. Das Beste um sicher zu gehen und Unvorhergesehenes zu verhindern, wäre natürlich vom diesem Projekt auszusteigen. Letzte Woche bin ich beim Verlassen einer Kneipe über eine Blumenvase gestolpert. Sie lag auf dem Bordstein einer niedrigen Mauer und diente als Abtrennung zur Fahrbahn. Ich blieb mit meinen Schuhen hängen und kippte vornüber mitten auf die Marktstraße. Mein Knie schlug hart auf das Asphalt und bereitete mir höllische Schmerzen. Ich stand wieder auf und begann etwas humpelnd weiterzugehen. Ich spürte, dass das Knie noch heil war. Ein Lastwagen oder ein Auto hätte mich in diesem Moment leicht überfahren können.
Ben kam schnell auf mich zu und fragte nach meinem Befinden. Ich war außer Atem und konnte nicht mehr sprechen. Wahrscheinlich hat er sich gedacht: „er will in 1000 Metern Höhe über den Ozean fliegen und kann jetzt nicht mal Luft holen“. Aber das Schicksal hat es so gewollt, daß ich nicht überfahren wurde und deswegen werde ich diesen Flug machen.
ChD
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